Wie gut ist die Mamma-MRT eigentlich erforscht und welchen Nutzen könnte sie im Brustkrebsscreening bringen?
Welche Studien sind im Kontext der Mamma-MRT bei Frauen mit dichtem Brustgewebe relevant? Gibt es Modellprojekte, bei denen das Verfahren in der Praxis erprobt wird?
Diesen und weiteren
Fragen gehen wir auf diesen Seiten auf den Grund. Es ist uns wichtig,
Ihnen dabei einen möglichst breit gefächerten Überblick über den
aktuellen Stand der Brustkrebsdiagnostik, insbesondere bezogen auf
Mamma-MRT, zu geben.
Informieren Sie sich und nehmen Sie bei Fragen und Anmerkungen gerne Kontakt mit unserem MMZ-Team auf.
Unter welchen Rahmenbedingungen findet Brustkrebsdiagnostik heute statt? Hier finden Sie aktuelle Richt- und Leitlinien.
Auf den Seiten der AWMF stehen weitere Publikationen zur aktuellen S3-Leitlinie zur Verfügung. Unter anderem eine Kurzfassung der Leitlinie, Patientenleitlinien zu Themen wie „Früherkennung von Brustkrebs“, „Brustkrebs im frühen Stadium“ und „Brustkrebs II – Die fortgeschrittene Erkrankung, Rezidiv und Metastasierung“.
Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Mammadiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft (Breast Imaging Working Group of the German Radiological Society)
In der Richtlinie sind ärztliche Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung bei Frauen und Männern geregelt, unter anderem zum Untersuchungsumfang und zu den Untersuchungszeitpunkten sowie zur Dokumentation und Auswertung. Auf den Seiten des Gemeinsamen Bundesausschusses finden Sie die Richtlinie sowie weitere Informationen, zum Beispiel zum Mammographie-Screening und aktuellen Beschlüssen und Bekanntmachungen.
Bei der AGO handelt es sich um eine Gemeinschaft innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Krebsgesellschaft. Zu den Zielen gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie die Aus- und Weiterbildung von Medizinerinnen und Medizinern im Bereich der gynäkologischen Onkologie inklusive Mammatumore.
Unter www.ago-online.de hat die AGO diverse Leitlinien in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht, unter anderem zu den Optionen der primären Prävention, zum Brustkrebsrisiko und Prävention sowie zu Früherkennung und Diagnostik.
Die Leitlinie für Österreich hier abrufen: https://www.senologie.at
Kosteneffektivität der Mamma-MRT
Bislang galt der Einsatz der Mamma-MRT im Rahmen des gesetzlichen Mammographie-Screenings jeglicher Art als verfrüht, weil die Untersuchungen als zu unspezifisch und darüber hinaus auch als kostenintensiv diskutiert wurden. Mittlerweile ist bekannt, dass die Mamma-MRT nicht nur das sensitivste Verfahren in der Diagnostik von kleinem und großem Brustkrebs ist, sondern auch - unabhängig von der Brustdichte - spezifisch [7]. Mittlerweile ist evident (Evidenzlevel 1a), dass der negative prädiktive Wert von der Mamma-MRT knapp 100% beträgt [5,6], was bedeutet, dass die Mamma-MRT wie kein anderes Verfahren invasive Karzinome mit Sicherheit ausschließen kann.
Übergreifend muss zunächst einmal festgehalten werden, dass Untersuchungen mittels MRT bei Patienten:innen mit Rücken- oder Kopfschmerzen regelmäßig von den Gesundheitskassen bezahlt werden. Diese haben jedoch nur sehr selten (0,4 - 2,0%) einen Einfluss auf die Therapieentscheidung [12,18]. Im Bereich der häufigsten Krebserkrankung der Frau, dem Brustkrebs, wird die Mamma-MRT in Deutschland derzeit im europäischen Vergleich überdurchschnittlich sparsam indiziert, obwohl das diagnostische Potenzial der Mamma-MRT seit vielen Jahren bekannt sind [1,30,31,38,39,41].
Hinsichtlich der Kosteneffektivität der Mamma-MRT in der Brustkrebsvorsorge, sind seit dem Erscheinen der Daten der „DENSE-Studie“ [4] nun auch erstmals Kosten-Effektivitätsanalysen über den Einsatz der Mamma-MRT jenseits des Hochrisikoscreenings möglich gewesen und publiziert worden [4,19,43,44].
So konnte gezeigt werden, dass der Einsatz der Mamma-MRT im Rahmen der regulären Vorsorge bei Frauen mit drüsendichtem Brustgewebe (bislang Drüsendichteklasse ACR-D) nicht nur eine signifikante Reduktion der Intervallkarzinome (Karzinome die zwischen zwei Screening-Intervallen detektiert worden sind) bedeutet. Obwohl die Mamma-MRT kurzfristig etwas teurer ist als konventionelle Bildgebungsmethoden, konnte gezeigt werden, dass durch das effektivere Diagnostizieren von Karzinomen in frühen Stadien relevante Kosteneinsparungen durch später nicht mehr notwendige Therapieansätze und gegebenenfalls eingesparte Chemotherapien entstehen und dies die Mamma-MRT durchaus kosteneffektiv macht [4,14,19,43,44]. Zusammengefasst ist das Screening mit der Mamma-MRT von Frauen mit dichtem Drüsengewebe nicht nur deutlich effektiver in der Diagnostik, sondern auch kosteneffektiver für das Gesundheitssystem. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Mamma-MRT von einem Expertenteam durchgeführt wird, sodass eine konstant hohe Bild- und Befundqualität garantiert werden kann [20].
Quelle: [43]
Das Mammographie-Screening-Programm
Seit dem das Brustkrebsscreening 2002 eingeführt wurde und es seit 2009 bundesweit flächendeckend in 96 Screening-Zentren organisiert ist, steht es mitunter immer wieder in der Kritik. In Deutschland wird Frauen im Rahmen einer regulären Vorsorge im Alter von 50-69 Jahren alle 2 Jahre eine Mammografie angeboten, um Brustkrebs frühzeitig zu detektieren und dadurch die Mortalität zu senken.
Dem derzeitigen Stand der Literatur zufolge ist dies dem deutschen Mammographie-Screening nachgewiesener Weise auch gelungen: Der offiziellen Seite des Robert Koch-Instituts ist zu entnehmen, dass nach der Einführung des Mammographie-Screening-Programms sich die Inzidenz zunächst (Detektionsrate von Karzinomen) von knapp unter 60.000 Frauen pro Jahr auf ca. 75.000 Frauen pro Jahr erhöht hat (Krebs minus Brustkrebs). Gleichzeitig ist es gelungen, die Mortalität nachweislich diskret zu reduzieren [33]. Diskutiert wird hierbei allerdings, ob die moderate Senkung der Mortalität eher auf neuere Therapiekonzepte zurückzuführen ist [46]. Insgesamt attestiert die Literatur dem Mammographie-Screening, auch im internationalen Vergleich, dass durch die regelmäßige konventionelle Brustkrebsvorsorge weniger Frauen an Brustkrebs sterben. Kritisch beleuchtet werden allerdings die Anzahl an Falsch- und Überdiagnosen sowie die offensichtlich falsch negativen Befunde (nicht detektierte Karzinome) [3,15,23].
Ferner wird knapp die Hälfte aller neu entdeckten Brustkrebse bei Frauen im Screening-Alter erst in einem Stadium größer als einem T2 detektiert, also einer Größe von über 2 cm [24], deutlich oberhalb einer prognostisch günstigen Ausgangslage [9,24].
Quelle: [47]
Quelle: [47]
Die Mortalität von Brustkrebs
Die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu sterben, hängt der Literatur nach von der initialen Größe ab, in der der Tumor detektiert werden konnte. Unterhalb eines Zentimeters geht man von einer exzellenten Prognose unabhängig vom Subtyp des Brustkrebs sowie des Rezeptorstatus aus [9,24,43]. Die Zwölfjahresüberlebensrate liegt hier bei mehr als 95%, unabhängig vom Lymphknotenstatus und Grading des Tumors. Ferner geht man davon aus, dass eine adjuvante, systemische Therapie bei Karzinomen <1 cm nur einen minimalen Effekt hat, weil die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung in diesem Stadium als minimal angesehen werden kann. In der aktuellen deutschen S3-Leitlinie Mammakarzinom wurde aufgrund dessen ab Dezember 2017 eine Chemotherapie für Tumore <1 cm nicht mehr explizit indiziert, solange keine zusätzlichen Risikofaktoren wie z.B. in diesem Stadium äußerst seltene positive Lymphknoten existieren. Dies gilt im Übrigen auch für herceptinrezeptorpositive Karzinome [41]. Wenn Karzinome also unter einer Größe von 1 cm, die Mortalität nicht signifikant beeinflussen, stellt sich die Frage, warum die Mortalität nunmehr seit über 20 Jahren fast unverändert bei knapp 17.000 Brustkrebstoten jährlich liegt [24]. Offensichtlich gelingt es trotz unseren Anstrengungen in der momentanen Brustkrebsvorsorge nicht verlässlich, ihn in einem frühen Stadium zu detektieren [24].
Quelle: [24]
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Aachen, war die ABBREMAS-Studie geplant. ABBREMAS (ABbreviated Breast MRI for Risk-Adjusted Screening) wurde als prospektive, randomisierte, kontrollierte und klinische Multicenter-Studie konzipiert.
Ziel: Eine modifizierte
Magnetresonanz-Untersuchung der Brust (fokussierte
Mamma-MRT) im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms mit dem Standard-Vorgehen (Mammographie alle 2 Jahre) bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren systematisch zu untersuchen. Primäre Prüfgröße in der Studie sollte die onkologische Wirksamkeit der neuen
Screening-Strategie sein zur optimalen Früherkennung von Brustkrebs.
Im Fokus der Studie sollte dementsprechend die Reduktion der Intervallkarzinomrate stehen. Darüber hinaus sollten Kosten und Akzeptanz der Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung ermittelt werden.
Nach der geförderten Konzeptentwicklungsphase (2020 bis 2021) gab es keine Zusage für die weitere Förderung der Studie durch das Bundesministerium für Forschung und Bildung.
Die DENSE-Studie des UMC Utrecht (Universitätsklinikum Utrecht) untersucht, ob Brustkrebs-Screening mit MRT bei Frauen im Alter von 50-75 Jahren mit extrem dichtem Brustgewebe Fälle von Brustkrebs im Frühstadium erkennt.
Darüber hinaus soll untersucht werden, ob das MRT-Screening zu weiteren überflüssigen Nachuntersuchungen führt oder nicht. Zudem soll ermittelt werden, ob der Nutzen die Kosten beim MRT-Screening übersteigt.
Die Ergebnisse werden mit denen des regulären niederländischen Brustkrebs-Screening verglichen. Frauen mit extrem hohem Brustdrüsenanteil (ACR-D;<75%) zwischen 50 und 75 Jahren werden alle zwei Jahre zusätzlich zum Brustkrebs-Screening mittels Mamma-MRT untersucht.
Die DENSE-Studie startete im November 2011 und soll bis zum April 2023 laufen. Die interventionelle Studie befindet sich (Stand: Januar 2022) in der Phase 4.
Gemeinsam mit der Screeningeinheit Radiologie Franken-Hohenlohe Neckarsulm führt die Universitätsmedizin Mannheim bzw. das dort angesiedelte Mannheimer MRT-Zentrum für Brustkrebsvorsorge die MA-DETECT-Studie durch.
Erfahren Sie mehr über die Entwicklung der Mamma-MRT.
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